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Impressionen einer Italienischen Nacht von Franz Schober sen. "Schuld daran, dass Erinnerungen in mir wachgeworden sind, ist ganz allein Alois Frauenhuber, der eine Nacht lang mit seinen italienischen Freunden die Halleiner Altstadt mit bezaubernden südländischen Flair erfüllte". |
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La bella Italia! Il mare azzuro! Le bella ragazze! von Franz Schober sen. Italien - ewiger Traum des Nordländers von sonnigen Stränden am blauen Meer, von süffigen Weinen und von glutäugigen Mädchen! Italien - das war in meiner Jugend (lang, lang ist`s her!) das einzige erstrebenswerte und erreichbare Reiseziel, und Sänger wie Rudi Schuricke, Rene´ Carol und Vico Torriani haben mit ihren „Caprifischern“, den „Florentinischen Nächten“ und so weiter, und recht viel Schmalz in der Stimme, in uns eine unstillbare Sehnsucht nach diesem Traumland erweckt. Und als uns dann die Maturareise im Jahre 1952 nach Venedig, Bologna, Florenz und Rom führte, da glaubten wir, das Schönste was diese Welt zu bieten hat, zu sehen. Welch ein Erlebnis! Zum erstenmal das Meer sehen und riechen, die Fahrt durch den Canale Grande, der Dogenpalast und der Campanile, die engen Gassen und die Gondeln in den Kanälen und dazu überall das quirlige, laute und fröhliche Leben der Italiener; es war wie ein schöner Traum. Unser Klassenvorstand und Reiseleiter hat uns aber nicht nur die Prunkbauten der italienischen Städte gezeigt und die gewaltigen Ruinen des Kolosseums und des Forum Romanums als steinerne Zeugen einer einstigen Weltmacht, nein, er hat sich auch als Genießer und verständnisvoller „älterer Freund“ seiner Bande von erlebnishungrigen, jungen Burschen erwiesen, als er uns in Florenz abends in ein kleines, intimes Lokal geführt hat, das von einer hübschen Wirtin und ihren beiden noch hübscheren Töchtern geführt wurde. Oh Angelina, oh Felicitas, nie hatte ich schönere Mädchen gesehen! Zwei Engelsgesichter aus deren schwarzen Augen tausend kleine Teufel funkelten, betörend und verheißungsvoll (so schien es uns jedenfalls), umrahmt von kohlrabenschwarzen Locken. Und die beiden lachten und tänzelnden verführerisch, wenn sie uns den Wein nachschenkten und jeder von uns 27 jungen, liebeshungrigen Deppen fühlte sich im siebten Himmel, wenn sie uns mit flinken Fingern durch das Haar struwwelten oder sich beim Einschenken kurz an den einen oder anderen schmiegten. Unser Professor, der inzwischen offensichtlich, aber dezent mit der Wirtin flirtete, beobachtete unser Treiben mit faunischem Grinsen. Aber kurz nachdem zu später Stunde die Mädchen Kerzen auf unsere Tische gestellt und das Licht abgedreht hatten, brachte er uns mit seiner unwidersprochenen Autorität (so etwas gab es damals noch!) nach Hause, voll des guten Weines und verliebt in Italien und all seine Schönheiten. |
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